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Interview Logopädin - Hörspiele können positiv auf die Sprachentwicklung wirken - Magazin

„Solange der Gesang von und mit Mama oder Papa kommt, ist das das Größte, mehr geht nicht!“

Interview mit der Musiktherapeutin Brit Gardemeier

Musiktherapeutin Brit Gardemeier
Brit Gardemeier, Diplom-Musiktherapeutin und Musikpädagogin aus Hamburg, arbeitet mit Schwangeren, Babys, Kindern bis zum Grundschulalter und Familien zusammen. In ihrer eigenen Praxis bietet sie ein breites Spektrum an Musik, Trauerbegleitung und Psychotherapie. Als Musikpädagogin leitet sie diverse Musikkurse für Kinder im Alter bis zu sechs Jahren. Im Gespräch mit tigermedia gibt Brit Einblicke in die Hintergründe der Musiktherapie, ihre Arbeit mit Kindern und deren Eltern und hat wertvolle Tipps für alle, die mit Kindern leben und mit ihnen Zeit verbringen.

Wie genau dürfen wir uns den Beruf der Musiktherapeutin vorstellen? Wer kommt zu Dir und warum?

Brit: Den Beruf kann man sich sehr vielseitig vorstellen. Musiktherapie ist aber im Wesen vor allem psychotherapeutisch. Das therapeutische Setting wird in die Musik eingebettet und umgekehrt. Und: Jeder und Jede kann zu mir kommen. Durch meinen persönlichen Lebensweg beschäftige ich mich in meiner Praxis vor allem mit Familien und Kindern, viele davon sind Frühchen oder Sternchen sowie verwaiste Eltern und trauernde Geschwister. So bin ich zum Beispiel auch ausgebildete Trauerbegleiterin und habe eine Zusatzqualifikation für Musik als Therapie in der Neonatologie.

Welchen Vorteil bietet Musik als therapeutisches Mittel gegenüber anderen Therapieformen?

Brit: Meines Erachtens die Vielfältigkeit. Aktive Handlungsformen der Musiktherapie sind Instrumentalimprovisation, Singen, Tanzen, Stimm- und Bewegungsimprovisation sowie bildnerisches Gestalten nach Musik. Es gibt aber auch die Möglichkeit der rezeptiven Musiktherapie, bei der das Hören von Musik im Mittelpunkt steht. Ich muss auch nicht zwangsläufig Musik machen. Aber dann, wenn Worte fehlen, kann es helfen, Gefühle, Emotionen, Erlebtes durch Musik, Geräusche und Rhythmus zum Ausdruck zu bringen – auch für Menschen die sich als „unmusikalisch“ bezeichnen. Das Gehör ist übrigens auch der erste Sinn, den wir entwickeln. So beginnt die Entwicklung des Hörens schon in der 3. bis 6. Schwangerschaftswoche. Ab dem 4. Monat im Bauch nehmen wir den Herzschlag wahr und ab dem letzten Trimester beginnen wir, auf akustische Reize zu reagieren. Daher kann uns Musik auch sehr tief erreichen.

Was machst Du mit den Kindern und Erwachsenen, die zu Dir in die Musiktherapie kommen?

Brit: Grundsätzlich gilt, dass es stets darauf ankommt, wer zu mir kommt und weshalb. So stehen meine KlientInnen/PatientInnen jeweils mit ihren ganz individuellen Anliegen und Problemen im Mittelpunkt meiner therapeutischen Arbeit. Und je nach KlientIn/PatientIn gehen wir aktiv oder rezeptiv vor sowie reflektieren, wenn Sprache möglich ist, im Gespräch das Erlebte. Wenn z. B. Eltern mit ihren Kindern zu mir kommen, um Entwicklungsblockaden zu lösen, kann es um eine musiktherapeutische Kommunikations- und Entwicklungsförderung gehen, bei der die spielerische Begegnung zwischen Kommunikation und Sprache im Vordergrund steht. Auch für die Auswahl der Instrumente gibt es eher keine Pauschalantwort zu Kindern und Erwachsenen. So können bei beiden in der aktiven Musiktherapie Instrumente verwendet werden, die keine musikalischen Vorkenntnisse verlangen (zum Beispiel sogenannte Orff-Instrumente), Instrumente, die leicht spielbar sind, Instrumente, welche verschiedene Sinnesqualitäten ansprechen (taktil, optisch, akustisch), aber auch Instrumente, die mit Vorerfahrungen besetzt sein können, zum Beispiel Klavier, Flöte und Geige. Auch der Einsatz von außereuropäischen Instrumenten, wie der Gong, kann ganz neue Eindrücke und Assoziationen ermöglichen. Wichtig ist: Es sind keine musikalischen Vorkenntnisse sowie keine besonderen körperlichen Voraussetzungen erforderlich. In der Musiktherapie geht es darum, sich auszudrücken und mittels der Musik zu kommunizieren sowie darum, musikalisch Beziehungen aufzunehmen. Musiktherapie basiert methodisch auf einer durch das künstlerische Medium triangulierten Beziehung zwischen KlientIn/ PatientIn, TherapeutIn und Musik. Musik ist in der Musiktherapie nicht Ziel, sondern Mittel zum Zweck.

Welchen Unterschied macht es, ob ein Kind Musik konsumiert oder selbst macht?

Brit: Einen großen. Das ist ähnlich wie beim Lernen einer Sprache. Höre ich die Sprache nur oder spreche ich sie auch? Das spricht aber natürlich nicht grundsätzlich gegen das Musikkonsumieren. Etwas hören und so zu erleben kann auch das Verständnis von Musik und Rhythmus fördern. Allerdings, wer als Eltern sein Kind nur vor dem CD-Player parkt, der hat etwas nicht verstanden. Fachlicher ausgedrückt: Die Selbstwirksamkeit meines Kindes unterstütze ich durch kreative Prozesse und nicht durch konsumierendes Verhalten. Wenn wir in der Musiktherapie also z. B. mit Instrumenten und der Stimme improvisieren, steht im Vordergrund ein wertfreier Umgang damit, wie wir die Improvisationen erleben und was wir beim Spielen empfinden. Dies kann einen Zugang zu aktuellen Problemen, verborgenen Fähigkeiten, versteckten Wünschen eröffnen, wodurch auch Konflikte besser verstanden werden können. Es ist dabei nicht wichtig, etwas zu können oder zu lernen. Diesen wertschätzenden Raum habe ich so nicht beim konsumierenden Verhalten. Und auch was die Selbstwirksamkeit angeht, ist es etwas völlig anderes zu konsumieren als z. B. zu trommeln oder zu klatschen: Ich mache etwas, ich habe mit meiner Hand einen Ton erzeugt, das ist dann der Erlebensraum, ich lerne aus meinem Erlebten und diese Urheberschaft ist eben ein Weg zur Selbstwirksamkeit, die ich durch solch kreative Prozesse unterstützen kann. Also: Holt eure Küchenutensilien-Instrumente raus und trommelt auf Töpfen, tanzt und singt zusammen, klatscht und stampft, baut euch Instrumente aus Dosen, Paprikas und leeren Küchenrollen, nehmt gemeinsam Hörspiele mit selbst ausgedachten Geschichten auf und genießt Euch im Hier und Jetzt.

Jeder, der schon mal mit Kindern Zeit verbracht hat, weiß, wie spontan und positiv die allermeisten auf Musik, Gesang und Reime reagieren. Woran liegt das?

Brit: In Musik steckt alles drin – Rhythmus, Klang, Melodie und so vieles mehr. Musik ist Spiegel unserer Emotion, schafft Zugang zu unserer Seele. Musik ist Therapie im Takt. Die Musiktherapie fördert und stabilisiert mit diesem Wissen Gesundheit und Wohlbefinden. Sie erreicht selbst Menschen, die auf Sprache nicht reagieren. Kurzum: Musik wirkt.

Wie gehst Du mit „Musik-Muffeln“ um?

Brit: Ich mach mit ihnen Musik. Dann sind sie keine Muffel mehr (lacht).

Hast Du Tipps, wie Eltern gemeinsam mit ihren Kindern einen Zugang zum Musizieren finden können, wenn sie z. B. selbst kein Instrument spielen oder bisher eher wenig bis gar nicht gesungen haben?

Brit: Meine Haltung ist: Jeder Mensch ist musikalisch. Ich höre immer wieder von Eltern: „Ich kann ja selbst gar nicht singen“. Das ist unseren Kindern aber vollkommen egal. Solange der Gesang von und mit Mama oder Papa kommt und ich als Kind das gemeinsam mit ihnen erleben und erfahren kann, ist das das Größte. Mehr geht nicht.

Wie können Hörmedien dabei helfen?

Brit: Hörmedien können ganz allgemein das Interesse an Musik und auch das Entdecken von Musik fördern. Außerdem sind sie ständig verfügbar und nicht, wie beispielsweise ein typischer Kurs für Musikalische Früherziehung, nur einmal die Woche.

Gibt es Hörmedien, die die Kinder in ihrer Entwicklung unterstützen können? Welche wären das?

Brit: Hörmedien, die auch ein Mitmachen aktivieren, können empfehlenswert sein: z.B. „Junge Dichter, junge Denker. Musik was ist das?“, „Der kleine Ton“, „Turnen, tanzen, Musik machen“, „Eule findet den Beat“ und „Eule findet den Beat auf Europatour“, „Fredrik Vahle. Zugabe“, „Leo Lionni. Frederick und seine Freunde“ sowie das dazugehörige Liederalbum zu den Büchern, „Wir Kinder vom Kleistpark“ und, und, und.

Worauf achtest Du persönlich, wenn Du Lieder für Deine Arbeit als Musiktherapeutin oder Kursleiterin in der Musikalischen Früherziehung auswählst?

Brit: Grundsätzlich stellt die Musikauswahl an den Therapeuten, bzw. die Therapeutin hohe Anforderungen hinsichtlich Kenntnisse über Musikstruktur, Gruppensituation, Befindlichkeit der Gruppenmitglieder, beabsichtigter Aktivierungsrichtung, möglicher Reaktionen etc.
Doch auch als Kursleiterin in der Musikalischen Früherziehung achte ich zum Beispiel sehr auf die Inhalte. Neben mehr oder weniger offensichtlichen Sachen wie Rassismus und offen diskriminierenden Themen achte ich zudem auf „verstecktere“ Dinge. In vielen Liedern, auch den eher moderneren, geht immer noch nur der Papa arbeiten und die Mama backt zuhause den Kuchen. Das vertausche ich zum Beispiel gerne in meinen Kursen. Oder aber, anstatt dass das Krokodil die Kinder frisst, kitzelt dieses in meiner Version einmal achtsam die Kinder. Das finden alle lustig, die Eltern kommen mit ihren Kindern in Kontakt und die Freude steigt mit so einem kleinen Impuls auch gleich wieder. In meiner Musik-Welt ist eben nicht alles schwarz-weiß, und diese wertschätzende Haltung versuche ich auch weiterzuvermitteln.

Welche Vorteile siehst du in der tigerbox TOUCH? Siehst Du eine Einsatzmöglichkeit im Rahmen der Musiktherapie oder Musikalischen Früherziehung?

Brit: Ein Vorteil ist auf jeden Fall, die passende Musik für die Kinder, auch via Hörmedien, immer und überall mit dabei haben zu können. Auch die altersgerechten Einstellungsmöglichkeiten seitens der Eltern ist natürlich ein großer Pluspunkt. Ich kann mir den Einsatz zum Beispiel in Einzel-Settings für den Einsatz von Wildcards vorstellen, indem ich selber oder mit meinen KlientInnen/ PatientInnen etwas aufnehme, um es dann später wieder abspielen zu können.

Wie könnten Eltern die Vorteile der tigerbox TOUCH sinnvoll nutzen?

Brit: Ich würde den Eltern empfehlen, sich gemeinsam mit ihren Kindern die Inhalte anzuhören und danach auch zu besprechen, nachzuspielen oder eben nachzusingen. Denn auch das hat die Forschung seit Langem bewiesen: Hören regt die Vorstellung und Fantasie an, während visuelle Reize es eben nicht oder nur zu einem ganz kleinen Bruchteil tun. Die Hirnphysiologie kann daher mit der tigerbox TOUCH deutlich besser gefördert werden, da hier die Fantasie des Kindes angeregt wird und das Kind die zur Geschichte passenden Bilder in seinem Kopf selbst zusammensetzen muss – also völlig anders als mit einer passiven Konsumzeit einer Folge auf YouTube oder vor dem Fernseher, wovon ich auch eher abraten würde. – Also: lieber zur tigerbox TOUCH greifen und die „Vielfalt einfach hören!“

Danke Dir, liebe Brit!

 

Weitere Infos und Kontakt zu Brit Gardemeier:
https://britgardemeier.de

Über tigermedia:
tigermedia steht für anspruchsvolle Medienerlebnisse für Kinder – sicher, altersgerecht und mit jeder Menge Herz. Ausgegründet aus dem Traditionsverlag Oetinger, entwickelt das Startup von Till Weitendorf und Martin Kurzhals Inhalte, Endgeräte und passende Streaming-Angebote, welche die analoge Welt mit der digitalen zusammenführen. Das gemeinsame Ziel der Familienväter und Experten von tigermedia: Kindern einen geschützten Raum voller Geschichten und Abendteuer eröffnen, in dem sie sich eigenständig bewegen, Spaß haben und wachsen können. Zu den erfolgreichsten Produkten zählt die tigerbox TOUCH mit dem passenden Streaming-Dienst tigertones samt App. Mit einer durchschnittlichen Nutzungsdauer von zweieinhalb Stunden pro Tag, hängen sie gemeinsam jeden anderen Streaming-Dienst locker ab.
Die tigerbox TOUCH:
Die tigerbox TOUCH macht das Streaming von Hörspielen kinderleicht und dazu sicher und werbefrei. Die Lautsprecher-Box mit Touchdisplay bietet Zugang zu weit mehr als 15.000 Hörspielen, -büchern und Songs aller relevanten Autoren und Verlage sowie Eigenproduktionen für Kinder zwischen drei und zehn Jahren. Schon die Kleinsten bedienen die tigerbox TOUCH intuitiv und selbstständig, indem sie eine tigercard einstecken oder sich einen Titel aus der tigertones Mediathek aussuchen. Eltern können sich dabei auf die Qualität der Inhalte verlassen und über die App Altersgrenzen definieren. Downloads für die offline Wiedergabe können über die App und direkt über die Box erfolgen. Seit November 2019 ist die tigerbox TOUCH auf dem Markt und verkaufte sich mehr als 140.000 Mal (Stand: Januar 2022).
Website: http://www.tigerbox-touch.de/




Toll! Vielen Dank
Hoppla,
da stimmt etwas nicht